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Der Billiardär

Gelesen im Kölner Stadtanzeiger vom 19.7.2013:

Auf einmal war Chris Reynolds der reichste Mann der Welt: Eine technische Panne hatte seinem Paypal-Konto 92 Billiarden Dollar gutgeschrieben. Damit hätte er die Welt retten können. Ein Rechenbeispiel.

Das war eine schöne Überraschung: Als der Amerikaner Chris Reynolds aus Pennsylvania vergangenen Freitag sein Konto beim Bezahldienst Paypal öffnete, belief sich sein Guthaben auf 92 Billiarden Dollar. Ganz exakt waren es 92.233.720.368.547.800 Dollar. Damit war Reynolds der reichste Mann der Welt. Aber nur kurz. Denn dem Geldsegen lag eine technische Panne zu Grunde.

Dennoch ist Träumen erlaubt: Auf die Frage, was er mit dem Geld angestellt hätte, antwortete der 56-Jährige, er hätte die Baseball-Mannschaft Philadelphia Phillies gekauft („Wenn man mir einen guten Preis gemacht hätte“). Zuvor allerdings – schließlich sei er ein „verantwortungsvoller Mensch“ – hätte er die amerikanischen Staatsschulden zurückgezahlt. Für die Weltfinanzmärkte wäre das eine unschöne Überraschung gewesen.

Eine schuldenfreie Welt

Washington zu entschulden wäre für Reynolds ein Klacks gewesen. Immerhin verfügte er über 92.233 Billionen Dollar. Nach Rückzahlung der US-Staatsschulden blieben ihm noch 92.217 Billionen übrig – genug, um alle Staaten der Welt von ihren Schulden zu befreien. Und mit den restlichen 92.170 Billionen hätte er dann gleich auch noch alle Unternehmen und privaten Haushalte der Welt entschulden können. Das hätte ihn grob gerechnet nochmal 170 Billionen gekostet – letztlich also bloß ein Lächeln.

Hätte Reynolds die Anleihen, Schuldscheine und Kredite behalten, so wäre er zum Gläubiger der Welt aufgestiegen. Hätte der verantwortungsbewusste Amerikaner die Schulden jedoch  gestrichen, dann wäre ein Zustand erreicht, den viele erträumen: die Welt, so schuldenfrei wie eine schwäbische Hausfrau.

Ökonomische Katastrophe

Ökonomisch gliche dies einer Katastrophe: Die Welt hätte massenhaft Geld in den Taschen und keine Möglichkeit, das Geld anzulegen und zu vermehren. Niemand müsste mehr Zinsen zahlen – und niemand könnte mehr Zinsen kassieren. Denn es gäbe keine festverzinslichen Wertpapiere mehr. Die hätte Reynolds ja vernichtet.  Die Finanzmärkte, deren Reichtum im Wesentlichen aus Kreditpapieren, also aus Schuldverhältnissen, besteht, besäßen nichts als einen Berg nutzlosem Bargeld – nutzlos, weil es sich nicht vermehrt.

Die private Alters­vorsorge von Millionen Menschen stünde vor dem Nichts. Pensionsfonds und Lebensversicherungen müssten daher  ins Risiko gehen und sich  auf Aktien und Rohstoffe werfen, deren Werte sich auf Grund der Liquiditätsflut vervielfachen würden. Vorausgesetzt, Reynolds lässt nicht weitere 56 Billionen Dollar springen, um alle Aktien der Welt aufzukaufen und einzustampfen.

Die Finanzwelt wäre also mit der Frage konfrontiert: Was tun mit einem Haufen nutzlosem Geld? Begännen Staaten, Haushalte und Unternehmen nicht schleunigst damit, sich neu zu verschulden, könnten die Finanzanleger das Geld – da sie es nicht  essen können – nur zum Einkaufen verwenden. Dafür bräuchten sie einen großen Einkaufswagen, für 92 Billiarden kann man schließlich die globale Wirtschaftsleistung von 1300 Jahren kaufen.

Unvermeidliche Folge dieser Einkaufswut wäre eine Hyperinflation. Der schöne Reichtum würde sich entwerten und auflösen. Wie in der Realität. Als Reynolds am Freitag sein Paypal-Konto zur Sicherheit noch einmal prüfte, belief sich sein Kontostand auf nur noch 100 Dollar.



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